Ökumenisches Patriarchat immer noch gegen Eigenständigkeit der Mazedonischen Kirche

Das Ökumenische Patriarchat hat jüngst klar gestellt, dass es „derzeit“ keine Bestrebungen im Hinblick auf eine Autokephalie (Eigenständigkeit) der Mazedonisch Orthodoxen Kirche gebe.

Der mazedonische Präsident Stevo Pendarovski hatte sich im September an den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. gewandt, um einen „Tomos“ (Anerkennungsurkunde der Selbständigkeit) für die von der Weltorthodoxie nicht rezipierte mazedonisch-orthodoxe Kirche zu erreichen.

Mazedonische Kirche

Pendarovski nützte einen Gratulationsbrief zum Beginn des orthodoxen Kirchenjahres, um Patriarch Bartholomaios I. „im Namen vieler Bürger, die sich als orthodoxe Christen verstehen“, zu bitten, seine Appellationsvollmacht zu nutzen, damit die "orthodoxen Bürger in seinem Land" mit „allen anderen orthodoxen Christen in der Welt“ gleichgestellt werden.

In der heimischen Öffentlichkeit kam Pendarovski wegen des Schreibens unter Kritik. Statt "mazedonische Bürger" oder "Bürger in Mazedonien", verwendete er die oben zitierten Ausdrücke, wie "orthodoxe Mitbürger" (welche die Mehrheit im Land stellen) und statt Mazedonien, schrieb er "in meinem Land". 

Mazedonien mit der Hauptstadt Skopje gehört kanonisch zum serbisch-orthodoxen Patriarchat. 1967 trennte sich die mazedonische Kirche vom serbischen Patriarchat, das den Mazedoniern bereits 1959 ein „autonomes Statut“ angeboten hatte. Für die Weltorthodoxie galt die neue Kirche als „schismatisch“, d.h. siw wird nicht als Eigenständig anerkannt.

Wiederaufnahme des Dialogs mit Mazedonien

2002 wollten mazedonische Bischöfe wieder mit dem serbischen Patriarchat in Gemeinschaft treten, wurden aber von den Politikern in Skopje daran gehindert. Im Mai des Vorjahrs kündigte die Bischofsversammlung der serbisch-orthodoxen Kirche die Wiederaufnahme des Dialogs an.

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Schon zuvor hatte sich der jetzt wieder amtierende Ministerpräsident Zoran Zaev an den Ökumenischen Patriarchen gewandt. Im Januar des Jahres suchte Zaev dann gemeinsam mit seinem vorübergehenden Nachfolger Oliver Spasovski den Phanar auf. Dabei ins Auge gefasste Konsultationen mit Belgrad dürften nicht zustande gekommen sein.

Der „Primas“ der mazedonisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Stefan (Veljanovski), betonte aber trotzdem seine Hoffnung auf Erlangung der „Autokephalie“. Schon zuvor hatte Erzbischof Stefan berichtet, dass ihn im Oktober des Vorjahrs der US-Außenminister Michael Pompeo besucht und seiner Unterstützung versichert habe.

Serbisch-orthodoxe Kirche weiter beunruhigt

In dem jetzt veröffentlichten Statement aus dem Phanar heißt es, „jeder“ habe die „heilige Pflicht“, an der „Heilung eines Schismas“ mitzuwirken. Die Formulierung hat in der serbisch-orthodoxe Kirche nicht zur Beruhigung beigetragen, weil sie auch am Beginn der Ukraine-Krise von Konstantinopel angewendet worden war, als sich noch niemand vorstellen konnte, dass der Phanar einer aus Schismatikern bestehenden Gemeinschaft die Autokephalie verleihen würde.

Im Statement aus dem Phanar wurde darauf verwiesen, dass sich die „Mutterkirche von Konstantinopel“ in der Region mehrfach um die „Heilung von Schismata“ bemüht habe, so im Hinblick auf das bulgarisch-orthodoxe Patriarchat, dessen Vorgängerorganisation – das bulgarisch-orthodoxe Exarchat – 1871 mit Hilfe des Sultans zustande gekommen war und 1944/45, als es darum ging, in Westthrakien die kirchlichen Verhältnisse wieder zu normalisieren.

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Das mit NS-Deutschland verbündete Bulgarien hatte 1941 Westthrakien (als auch Makedonien) okkupiert und alle griechischen Institutionen untersagt, auch in der Kirche wurde Griechisch verboten. Als Bulgarien auf die alliierte Seite wechselte und Westthrakien unter griechische Souveränität zurückkehrte, kam es in dem Gebiet auch im kirchlichen Bereich zu dramatischen Auseinandersetzungen.

Auch griechische Kritik an Anerkennung

Mittlerweile hat ein prominenter griechischer Hierarch, Metropolit Theoklitos (Passalis) von Florina und Prespa, sich scharf gegen alle Bestrebungen geäußert, die mazedonische Kirche anzuerkennen.

Wenn wir als Griechen das Nachbarland nicht als ‚Nordmazedonien‘ anerkennen, warum sollten wir dann der ‚mazedonischen‘ Kirche die Autokephalie zugestehen?“, brachte Metropolit Theoklitos die Volksmeinung in der Grenzregion auf den Punkt. Nach seiner Auffassung dürfe Patriarch Bartholomaios den Mazedoniern nicht die Autokephalie verleihen, betonte der Metropolit.

Verwendete und zitierte Quelle: religion.ORF.at/KAP