Deutsche Botschafterin: Abkommen mit Bulgarien muss 'konsequent umgesetzt werden'

 Die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Mazedonien, Anke Holstein, hat in einem Interview die 'konsequente Umsetzung des Abkommens über Gutnachbarliche Beziehungen zwischen Bulgarien und Mazedonien gefordert.

Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Mazedonien, Anke Holstein

In einem Interview mit Studio 10 auf TV24 verwies die deutsche Botschafterin Holstein auf das Abkommen von 1963, das Frankreich und Deutschland mit dem historischen Elysee-Vertrag versöhnte, der vor zwei Jahren erneuert wurde. Wie die Botschafterin betonte, wurde dieses Abkommen 18 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unterzeichnet und setzte dem sogenannten ein Ende "Primitive Feindschaft zwischen den beiden Ländern, die eine politische, rechtliche und symbolische Grundlage für die gegenseitige Zusammenarbeit geschaffen hat. In Bezug auf die Europäische Union betrachtet sie sie als eine Wertegemeinschaft.

"Das sind Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, eine unabhängige Justiz, freie Medien und volle Gleichheit für alle. Dies sind die Werte, an denen die EU insgesamt gestorben ist, und das ist unser Motto "Einheit in Vielfalt". Wir dürfen keine Entwicklungen in Mitgliedstaaten tolerieren, die weit von diesen Werten entfernt sind." sagte Botschafterin Holstein.

Die Botschafterin glaubt, dass Mazedonien und Bulgarien gute nachbarschaftliche Beziehungen haben. Bulgarien hat als erstes Land unser Land als unabhängig anerkannt und die Europäisierung der gesamten Region und insbesondere den Prozess der Annäherung Nordmakedoniens an die EU nachdrücklich unterstützt:

"Außerdem gibt es ein Abkommen über Gutnachbarliche Beziehungen, das meiner Meinung nach mit Leben erfüllt und konsequent umgesetzt werden sollte", sagte die Botschafterin. Ihrer Meinung nach solle man auf konkrete Zusammenarbeit sich fokusieren, und die 'derzeitigen Spannungen etwas abkühlen lassen'.

Denn das Abkommen, mit welchem letztendlich Mazedoniens Weg in die Europäische Union nun behindert wird, ist besonders in Mazedonien nicht unumstritten:

Umstrittenes Abkommen in Eigenregie Zaevs

Das Abkommen, welches laut Frau Botschafterin konsequent umgesetzt werden sollte, steht seit seiner Unterzeichnung im August 2018 in der Kritik. Das Abkommen wurde in Eigenregie der größten Regierungspartei SDSM und dessen Führer Zoran Zaev ausgehandelt und unterzeichnet. Es fand keine öffentliche Debatte, weder noch Debatten in politischen oder akademischen Kreisen statt. Die Opposition wurde ebenso wie die Akademie nicht einbezogen, die mazedonische Öffentlichkeit erst informiert, als das Dokument zur Unterzeichnung stand.

Wie damals befürchtet, verwendet Bulgarien dieses Abkommen jetzt als Druckmittel um eigene Forderungen durchzusetzen. Forderungen nach dem langjährigen Beispiels Griechenlands: Historische Forderungen, und vor allem, die Frage der mazedonischen Minderheit. Mehr noch, zur Zeit sträubt sich Sofia auch gegen den auferlegten Namen 'Nordmazedonien'.

Einige Forderungen der Bulgaren kurz zusammen gefasst. 

Bulgarien fordert das Mazedonien anerkennt, dass...

  • Mazedonisch an sich ein Bulgarischer Dialekt sei, und keine eigene Sprache.
  • Mazedonier aus dem bulgarischen Ethnos hervorgegangen sind, demnach keine mazedonische Identität besteht sondern diese als bulgarisch zu betrachten ist.
  • Mazedoniens Geschichte, als dann die Bulgaren in den Balkan eindrangen, als bulgarische Geschichte (bis 1944) zu betrachten ist.
  • Mazedonien 'Anstrengungen für eine Anerkennung einer mazedonischen Minderheit in Bulgarien unterlässt'.
  • Mazedonien Geschichtsbücher und Gedenktafeln revidiert, in den Bulgaren als "faschistische Besatzer" bezeichnet werden
  • Mazedonien und die EU sollen fortan bei jeder Kommunikation den vollständigen Namen "Republik Nordmazedonien" verwenden, da die Bezeichnung "Nordmazedonien" allein auf den geographischen Teils Makedoniens innerhalb bulgarischer Staatsgrenzen verweisen könnte
  • Mazedonien und die EU sollen ab sofort nicht die Bezeichnung "Mazedonische Sprache" verwenden, sondern in jeder Kommunikation sollte die Sprache als "Landessprache der Republik Nordmazedonien" bezeichnet werden
Mehr dazu und ausführlicher lest Ihr in unseren Beiträgen: Bulgarien an EU Mitglieder: Mazedonier sind Titos Erfindung – Mazedonische Sprache ist Bulgarisch

und 

Exklusiv: Non-Paper zwischen Skopje

Verwendete und zitierte Quellen:

  • TV24 (Mazedonisch) ХОЛШТАЈН ЗА ТВ 24: ГЕРМАНИЈА И НАТАМУ ЌЕ ОСТАНЕ СИЛЕН ПОДДРЖУВАЧ НА МАКЕДОНИЈА (Verfügbares Youtube Video des Interviews - Die antworten der Botschafterin sind auf Deutsch mit mazedonische Untertitel. )
  • Mazedonien-news.mk (Deutsch) Bulgarien an EU Mitglieder: Mazedonier sind Titos Erfindung – Mazedonische Sprache ist Bulgarisch